Meine Mutter liegt im Sterben. Sie ist nicht mehr ansprechbar. Am nächsten Morgen, in der Meditation, habe ich eine Vision: Ich sehe sie in einem Sarg liegen. An ihrem Kopf stehen zwei Engel. Plötzlich schlüpft sie über den Kopf aus ihrem Körper heraus und steht in ihrem feinstofflichen Körper zwischen den Engeln. Dieser Lichtkörper beginnt, an Kontur und Plastizität zu gewinnen. Es kommt mir vor, dass sie nun weiss, wo sie hin kann beim Tod: In diesen unversehrten Lichtkörper, und dass ihr das die Angst vor dem Sterben nimmt.
Mittags kommt der Anruf, dass sie mit drei Seufzern ganz leicht ihren Körper verlassen hat.
Zwei Jahre später hat mein Mann eine Entzündung am Bein, ein Erysipel. Wir wollen zum Homöopathen. Bei ihm gibt es keine Parkplätze. Weil mein Mann nur kurze Strecken gehen kann, fahren wir mit dem Auto zu einer Tramstation, wo wir parken können. „Zufällig“ ist das ganz in der Nähe von dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin und in dem meine Mutter fast ihr ganzes Leben verbracht hat. Auf dem Rückweg kaufen wir im Quartierladen Quark für Wickel. Dort treffe ich auf eine alte Nachbarin, die mich fragt, woran eigentlich meine Mutter gestorben sei. Anschliessend fahren wir noch an dem Haus vorbei.
Vier Tage später – es ist Vollmond – träume ich, dass wir an ihrem Haus vorbeifahren. Sie steht im Eingang und holt Post aus dem Briefkasten. Ich schaue zurück. Sie steht auf der Strasse und schaut uns nach.
Dieser Traum macht mich stutzig. Ich pendle aus, ob sie „hängengeblieben“ ist. Die Antwort ist ja. Eine andere Seele hängt an ihr, und unser ungeklärtes Verhältnis hält sie zurück. Ich löse die andere Seele ab, und meine Mutter und ich führen einen Dialog, in dem wir einander Verständnis signalisieren und vergeben.
Sie geht ins Licht, dreht sich noch einmal um, lächelt mir zu und winkt, bevor sie ganz verschwindet.
Monate später lese ich bei Michael Newton, dass hinübergegangene Seelen fähig sind, die Träume von Hinterbliebenen zu beeinflussen, um ihnen so Botschaften zu übermitteln. („Die Abenteuer der Seelen“, S. 35ff.)
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