Schwierige Liebesbeziehungen I

Die korrumpierende Kraft des Jein

„Warum treffe ich immer auf gebundene Männer?“, seufzt Melanie. Im Gespräch finden wir heraus, dass ihre Sehnsucht und ihre Bedürftigkeit sie zugreifen lassen, bevor sie den Kandidaten genauer unter die Lupe genommen hat, und dann gibt es nicht mehr so leicht ein Zurück.

Die nächste Falle ist, mit diesem Partner zusammenzubleiben, obwohl Melanie eigentlich weiss, dass er nicht passt, so nach dem Motto: „Besser der als gar keiner.“ Sie macht jede Menge faule Kompromisse, leidet und ist doch nicht fähig, Schluss zu machen. Dieses Jein signalisiert ihrem Unbewussten, dass sie ihre Würde aufgeben und sich verbiegen muss, um wenigstens ein paar Brosamen abzukriegen. So wie sie sich selber wertschätzt, wird sie von ihrem Partner ernst genommen.

Sie wünscht sich nichts sehnlicher als einen Mann, der aus vollem Herzen ja zu ihr sagt. Doch so lange sie zu sich und ihren Bedürfnissen nur jein sagt, wird sie keinen Mann mit diesem bedingungslosen Ja finden. Paradoxerweise führt der Weg zu einem Ja über ein dezidiertes Nein. Das Unbewusste registriert die Botschaft: „Ich werde ernstgenommen“ und zieht entsprechende Partner an.

Als junge Frau habe ich unbewusst diesen Trick angewendet. Nachdem ich mit meinem Freund Schluss gemacht hatte, weil er nicht bereit war, stärker hinter mir und zu mir zu stehen, war ich wild entschlossen, mich nur noch auf einen potentiellen „Richtigen“ einzulassen. Eher wollte ich eine alte Jungfer werden als einen Kompromiss eingehen. Ausserdem überlegte ich mir, was mir das Wichtigste war, was ich mit meinem Partner teilen wollte: Ich wollte mich mit ihm über Spiritualität austauschen können.

Es hat funktioniert. 1985 traf ich meinen Mann, mit dem ich heute noch glücklich zusammen bin.

Nach unserem Gespräch hat Melanie schon nach zwei Tagen „Beziehung“ die Kraft gefunden, nein zu sagen und sich so viele Enttäuschungen und Leid erspart.

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